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Ein wenig Spieltheorie



Macht der Kicker, die Tischtennisplatte oder die Spielekonsole in modernen Büros überhaupt Sinn? Sind sie nur ein weiteres Tool der Arbeitgeber ihre Mitarbeiter stärker zu motivieren, um sie noch produktiver zu machen? Das behaupten zumindest einige Manager und Arbeitsrechtler.


Tatsächlich geht es dabei um mehr als um ein reines betriebswirtschaftliches Kalkül. Vielmehr bieten Sport- und Spielmöglichkeiten, die explizit vom Arbeitgeber angeboten - also offiziell unterstützt - werden, die Möglichkeit, den profanen Arbeitsalltag zu unterbrechen und ihm eine feierliche sowie sozial verbindende Dimension zu verleihen. Ob es nun das Kickern mit dem Chef ist, das Feierabendbier, oder ein Fussballspiel, das man sich zusammen in der offenen Küche anschaut, all diese Dinge erzeugen soziale Verbindlichkeit und Solidarität zwischen den Mitarbeitern.



Dass das Spiel mehr ist als bloßer Zeitvertreib, sondern vielmehr die Grundlage unserer ganzen Kultur darstellt, beschrieb 1931 der Kulturhistoriker Johan Huizinga sehr ausführlich in seinem Buch Homo Ludens (Der spielende Mensch). Der französische Philosoph George Batailles führte fünfundzwanzig Jahre später Huizingas Gedanken noch weiter und begriff das Spiel als ein Zeichen von Souveränität. Seiner Meinung nach verkümmern Menschen, die lediglich materielle Interessen verfolgen und deren soziales Agieren sich auf die Formel jeder dient jedem reduziert, zu bloßen Dingen. Erst dort, wo sie sic


h jenseits eines reinen Nützlichkeitsdenkens bewegen, sich großzügig zeigen und bereit sind, alles aufs Spiel zu setzen, verhalten sie sich wie souveräne Menschen.


Beide Theoretiker argumentierten zu ihrer Zeit vor dem Hintergrund, dass das Spiel trotz der von ihnen herausgearbeiteten Bedeutung immer mehr an Boden verlor. Huizinga machte dafür die zunehmend technisch und wirtschaftlich geprägte Welt verantwortlich. Um so großartiger ist es festzustellen, dass junge Unternehmer heute anders gestrickt sind. Sie halten nicht nur an einer reinen betriebswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Relation fest, vielmehr geht es ihnen um ein Sinn stiftendes Leben, oder mit anderen Worten, um den Spass an ihrer Arbeit. Es ist ein neues Selbstverständnis, es ist ein neues Arbeiten.



Firmen, die über derartige Einsichten verfügen, sind zu beneiden, und es bleibt ihnen zu wünschen, dass sie auch in Zukunft weiter wachsen und erfolgreich sind. Dass jene Arbeitgeber bei Fachkräften heiß begehrt sind, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Ranking-Liste von Linkedin. Hier wurde das Digitalunternehmen DCMN als beliebtestes Unternehmen im Bereich Medien und Kommunikation gewählt.


Quellen:


Johan Huizinga: Homo Ludens

George Batailles: Spiel und Ernst

RoberT Pfaller: Wofür es sich zu Leben lohnt - Elemente materialistischer Philosophie

LinkedIn-Newsletter vom 31. Mai 2017


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